In Begleitung von SPD-Ortsvorsitzenden Gerhard Piorek, Kassierin Erika Mehner und Organisationsleiterin Hilde Friedberger lernte sie nun den Markt Reisbach näher kennen. Dabei war das politische Gespräch zwischen Bürgermeister und Landtagsabgeordneten durchaus „weiblicher“ als bei Besuchen männlicher Kollegen, wobei beide eingangs stolz auf die Tatsache waren, dass Niederbayern zu den „Topregionen“ Deutschlands zählt, was aus einer beachtlichen Entwicklung der letzten Jahrzehnte resultiert. Man kam auf den Bayern-Park zu sprechen, der als Magnet in der Region jährlich rund 350 000 Besucher anzieht und von dem nicht nur die Gastronomen zusätzlich profitieren. Dass mit dieser Attraktion zugleich ein beachtliches Verkehrsaufkommen mitten durch den Markt einhergeht mit so manch negativen Auswirkungen, lässt sich unschwer daraus resultieren. Doch, eine deutliche Erleichterung dürfte es noch heuer im Sommer geben, wenn die 3,6 Kilometer lange Umgehungsstraße, an deren Verwirklichung nun nach der Winterpause mit Nachdruck gearbeitet wird, fertig wird. Es war ein langer Weg bis dahin, der zwölf Jahre dauerte. Teils änderte sich in dieser Zeit sogar das EU-Recht, was zu weiteren Schwierigkeiten führte. Allerdings war man sich einig, dass es wichtig ist, dass die Bürger ihre Standpunkte äußern können, um so eventuell Anregungen mit aufnehmen zu können. Ansonsten hob Ruth Müller die gelungene Sanierung des Marktes heraus, das lebendige Ortszentrum mit der Nahversorgung. Vieles könne noch im fußläufigen Bereich erledigt werden. Ein Wermutstropfen jedoch, das zeigt die Praxis, ist das Kopfsteinpflaster.
7 736 Einwohner zählt der Markt Reisbach derzeit und ist somit die drittgrößte Gemeinde im Landkreis. Im Gespräch kam auf die Herausforderungen einer derartigen Flächengemeinde mit 120 Ortsteilen, welch enormer Aufwand hinter den zehn Feuerwehren steckt oder aber, was es bedeutet, wenn allein die Grenzen zweier Diözesen durch die Gemeinde führen. Ist es doch ohnehin schon nicht einfach, dass die einzelnen Pfarreien mit den sich ändernden Strukturen wie es in jüngster Vergangenheit teils der Fall war, zusammen zu wachsen. Was die Priester betrifft, ist man quasi „Weltkirche“, da hier Geistliche aus unterschiedlichsten Ländern wirkten und wirken.
Reisbach ist jedoch auch relativ jung, wobei der Durchschnitt der Bewohner mit 42 Jahren unter dem bayernweiten mit 43,3 beziehungsweise deutschlandweiten mit 45,7 Jahren liegt. Trotzdem ist der demographische Wandel auch hier Thema. Dass man zukunftsfähig bleibt, soll unter anderem mit der Bereitstellung von ausreichend Bauland gewährleistet werden, wofür man jährlich Geld im Haushalt bereit stellt. Das neue Reisbacher Baugebiet wird sehr gut angenommen. In Oberhausen entsteht heuer ein weiteres Baugebiet. Gerade junge Familien finden in der Kommune gute Voraussetzungen. Nicht erst, seit die Kindergruppe mit 1,7 Millionen Euro umgesetzt wurde. Für die Kinderbetreuung in den beiden Kindergärten werden circa 60 Prozent der Kosten aus der Gemeindekasse bezahlt. Man hat mit die geringsten Gebühren im Landreis und ist mit dabei beim Qualitätsbonus Plus. Jüngst wurde das Personal aufgestockt, wobei auch eine Heilerziehungspflegerin mit tätig ist, da in der Kommune die Inklusion ernst genommen wird.
Auch das Thema Asylbewerber kam zur Sprache. Hätte man mehr Familien, wäre die Akzeptanz in der Bevölkerung besser vermittelbar. Aber, wie der Bürgermeister betonte, gibt es ausgesprochen viele ehrenamtliche Kräfte, die sich einbringen. Momentan zählt man mit 106 Asylbewerbern, überwiegend jungen Männern, die in Oberhausen und Reisbach jeweils in einem ehemaligen Gasthaus untergebracht sind, zu den Spitzenreitern im Landkreis. Einige sind bereits anerkannt, von denen ein Teil Reisbach wieder verließ. Holzleitner weiß um die große Herausforderung, die damit einhergeht.
Die Energiewende wird gerade auch von seiner Seite propagiert. Obwohl man 130 Prozent der elektrischen Energie, die man in der Gemeinde verbraucht, regenerativ erzeugen kann, möchte man hier weiter voran kommen, schließlich müssen auch die Städte mit versorgt werden. Eine eigene Energie AG beschäftigt sich intensiver mit dem Thema. Kleinere Projekte wie ein Vortrag über LEDs werden immer wieder angeboten. Aber auch in anderen Bereichen schaut man „über den Tellerrand hinaus“, pflegt seit Jahren und Jahrzehnten überregionale und interkommunale Zusammenschlüsse. Neuestens möchte man die integrierte ländliche Entwicklung, kurz ILE, mit weiteren Gemeinden auf den Weg bringen, um so auch Fördermittel zu erwirken.
Text und Bild: Vilsbiburger Zeitung