Reisbach 15.04.15 (mb) . Dingolfinger Anzeiger
Als Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ist die SPD-Landtagsabgeordnete Ruth Müller gerade, was diesen Bereich betrifft, vielfältig interessiert und nutzt gerne die Gelegenheit, sich umfangreich zu informieren. Deshalb führte sie kürzlich der Weg zu den Imkern. SPD-Ortsvorsitzender Gerhard Piorek wusste mit Alois Denk eine gute Adresse.
Der versierte und engagierte Fachmann versteht es, sein Wissen fundiert weiter zu geben. Gerne nahm er sich Zeit für ein Gespräch und begrüßte die Landtagsabgeordnete an seinem Bienenstand in Bruckmühl. Der Vorsitzende des Imkervereins Reisbach lud zu der Diskussionsrunde weitere praktizierende Imker mit langjähriger Erfahrung aus den Reihen des Vereins ein, und so entwickelte sich schnell ein Gespräch mit Themen wie TTiP, Zuschüsse, Bestäubungsprämie und anderem, in denen die Bienenzüchter aufzeigten, wo sie Handlungsbedarf sehen. Demnach vermissen die Imker die Bestäubungsprämie, wie sie in Amerika gezahlt wird. Zwar war sie schon im Gespräch, momentan hört man jedoch wenig. Auch fiel zwischenzeitlich die Ökoprämie weg, die man bis in die 90er Jahre erhielt. Ebenfalls würde man eine Erhöhung des Zuschusses für Behandlungsmittel begrüßen. Die Imker zahlen ihrerseits pro Volk eine Werbeprämie an den Imkerbund, beklagen aber im Gegenzug die fehlende Werbung, um so die Bevölkerung vermehrt auf die Bienen und ihren wertvollen Dienst für die Natur und den heimischen Honig aufmerksam zu machen oder auf diesem Weg vielleicht sogar neue Imker zu gewinnen. Das transatlantische Handelsabkommen TTiP, das derzeit verhandelt wird, wurde auch von den Anwesenden mit Skepsis beäugt. Sie sprachen sich zudem deutlich gegen den Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft aus.
Ganz im Gegenteil begrüßte man den Einsatz der Blühstreifen in der Landwirtschaft. Allerdings sei hier noch deutlich Luft nach oben. Ebenso wäre es für die Bienen äußerst sinnvoll, dass die Wiesen nicht vor der Blüte gemäht werden. Genau das muss leider immer wieder auch an Straßenrändern beobachtet werden. Beklagt wurde, dass manche Landwirte die Spritzmittel dann zum Einsatz bringen, wenn sie den Bienen am meisten schaden, nämlich in die Blüte. Gerade zur Mittagszeit, also zum besten Bienenflug, sollte darauf verzichtet werden. Die Bienen verlieren auf diese Weise ihren Orientierungssinn. Sie finden entweder nicht mehr heim oder werden von den Wächterbienen nicht in den Bienenstock gelassen, weil sich ihr Geruch veränderte. Es kann zu Raufereien kommen. Nicht selten führt die Pollensammlung nach dem Ausbringen der Spritzmittel auch zum Tod der wertvollen Insekten. In diesem Zusammenhang wurde die Initiative der Gartenbauvereine begrüßt. Die Aktion, die letztes Jahr der Bezirksverband für Gartenbau und Landespflege zusammen mit den Kreisverbänden umsetzte und Samen für eine Blühmischung ausgab, die unter anderem als Bienenfutter dienen sollte, findet heuer erfreulicherweise in vielen Vereinen eine Fortführung.